„Hat man Euch nicht vor uns gewarnt?“ – Alles ist wahr, wir sind nun auch hier da. In Mainz. Zu fünft. Und das ziemlich erfolgreich für unser erstes Mal in der pfälzischen Hauptstadt.

Treffpunkt ist der Hauptbahnhof. Petra und Nick kommen von der anderen Rheinseite und warten vor dem Hauptbahnhof auf uns. Tina lebt seit ein paar Jahren in Mainz, kommt ursprünglich aus NRW, und stößt zu uns, als wir gerade das Auto ausladen und die Bollerwagen beladen. Mein Mann Hacki und ich, Anne, leben in BaWü. Hacki ist jedoch gebürtiger Pfälzer und ihm liegt es am Herzen, auch in diesem schönen Bundesland unser Licht der Hoffnung ansatzweise regelmäßig zum Leuchten zu bringen.

Zu dritt gehen wir vom Parkplatz also zum nahe gelegenen Hauptbahnhof. Wir kennen uns bereits von der letzten Onkelz-Tour, daher fällt die Vorstellungsrunde eher kurz aus und wir legen direkt los. Denn es gibt einige Bedürftige, die sich auf dem Bahnhofsvorplatz tummeln und uns ansprechen. Neben Lebensmitteln und Heiß- sowie Kaltgetränken haben wir auch Süßigkeiten, Kleidung und Hygieneartikel dabei. Hier sind wir also eine Weile beschäftigt. Dann drehen wir eine Runde in Richtung Notunterkunft.

Davor treffen wir auf einen jungen Mann, der darauf wartet, dass die Einrichtung ihre Türen öffnet. Er freut sich sehr über etwas zu essen. Kleidung lehnt er ab, da er diese nicht in seinem Rucksack verstauen kann. Er sagt uns, dass etwas weiter, in der Nähe einer Bank, weitere Personen sind, die sicherlich ebenfalls etwas gebrauchen können. Also machen wir uns auf dem Weg – Tina hat eine Ahnung, welchen Platz er meinen könnte.

Dort angekommen sehen wir zwei Männer, die dann auch sichtlich überrascht sind, als wir sie fragen, ob sie etwas zu essen möchten oder einen heißen Kaffee. Ich zeige zwei Jacken, und die Gesichter sind von Dankbarkeit gezeichnet. Einer der beiden zieht die neue Jacke direkt an. Es ist eine Engelbert-Strauß Jacke – Dorfmenschen wissen, was das bedeutet. Als wir fertig sind, wollen wir weiter gehen. Da spricht uns ein junger Mann auf dem Roller an. Was wir da machen – und ob wir das öfter machen. Wir erzählen ihm, dass wir das vom sozialen Onkelz-Club aus organisiert durchführen, dass wir in vielen deutschen Städten regelmäßig diese Aktion für Bedürftige machen, dass es in Mainz nun das erste Mal ist – wir jedoch vorhaben, das möglichst regelmäßig anbieten zu können. Er ist total begeistert, sagt auch, wie klasse er das findet. Er selbst sei auch mal eine Zeit lang auf der Straße unterwegs gewesen, daher weiß er das auch sehr zu schätzen und bedankt sich für unsere Arbeit. Seine Worte erfreuen uns und bestätigen, dass es einfach Sinn ergibt, die Aktionen. durchzuführen.

Wir gehen weiter. Im Kirchenhof, der unmittelbar in der Nähe des Hauptbahnhofs ist, treffen wir auf ein junges Paar. Sie ist schwanger und nimmt deshalb auch gerne unser Lunch-Paket an. Sie ist jedoch etwas zurückhaltend und ich merke, dass sie kaum glaubt, dass wir ihr „gratis“ etwas geben. Er nimmt gerne einen Kaffee an. Sie haben hier ihr Nachtlager, bestehend aus einer Matratze und Schlafsäcken. Ich denke mir, wie schlimm es sein muss, auch noch schwanger auf der Straße zu leben – und was wohl erst mal werden wird, wenn das Kind geboren ist. Diese Gedanken lassen mich lange nicht los. Solche Begegnungen steckt man nicht immer leicht weg, zeigen sie doch, wie fragil das ganze Leben ist. Dass Ausgangsbedingungen so oft maßgebend dafür sind, wie der Lebensfaden gesponnen wird. Wie viel Kraft und Wille es braucht, um auszubrechen, Muster zu durchbrechen, rauszukommen. Dass es oftmals fremder Hilfe bedarf, um es zu schaffen – und man jedoch nie die Garantie auf Sicherheit hat, ganz gleich, wie sehr wir es uns wünschen.

Am Ende unserer Tour rund um den Hauptbahnhof von Mainz ist uns allen klar, dass es nach einer Wiederholung schreit. Denn die Bedürftigen von Mainz brauchen das Licht der Hoffnung.

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.