„Licht und Schatten steh’n gemeinsam vor der Tür“: Als Chris am „Raum58“, einer Notschlafstelle für Jugendliche in Essen ankommt, warte ich, Manu, schon ein paar Minuten am Auto. Wir begrüßen uns, sortieren fix unsere Spenden und gehen zum Eingang, wo Britta uns herzlich empfängt.
Nachdem wir die mitgebrachten Sachen abgestellt haben, setzen wir uns erstmal gemeinsam an einen Tisch, trinken Kaffee und reden. Britta erzählt uns von Naim, den wir schon öfters hier angetroffen haben, und dass sie wahnsinnig stolz auf ihn ist, weil er sein Leben um 180 Grad gedreht hat. Er ist weggezogen, hat jetzt eine Wohnung, eine Freundin und holt seinen Schulabschluss nach. Es ist wirklich schön, auch solche Erfolgserlebnisse zu hören.
Leider ist nicht immer alles so positiv. Britta erzählt uns weiter, dass einer der Schlafcontainer, der an einem anderen Standort steht, nicht weiter genutzt werden darf, weil die Stadt ihn nicht weiter finanziert. Aber sie berichtet auch, dass vor einiger Zeit ein ehemaliger Besucher, der vor Jahren annähernd täglich dort übernachtet hat, von dem sie aber schon lange Zeit nichts mehr gehört hatte und sich auch schon um ihn sorgte, hier angerufen hat, um ihr zu sagen, dass er jetzt 18 ist, es ihm gut geht und er sich einfach bedanken wollte.
Es gibt allerdings auch Fälle, die in die komplett andere Richtung gehen. Vor nicht allzu langer Zeit rief das Jugendamt bei Britta an, um ihr mitzuteilen, dass ein Jugendlicher verstorben ist. Das Jugendamt konnte keine Angehörigen ausfindig machen und wusste nicht, wen es außer dem Raum58 kontaktieren sollte, da die Mitarbeiter wussten, dass der Jugendliche hier oft war. Weil sich ansonsten niemand zuständig fühlte, wurde sich zusammen mit einer anderen Organisation um die Beerdigung und die Trauerfeier, die dann hier stattfand, gekümmert.
Bei der Erzählung schießen mir die Tränen in die Augen, da es mich so unfassbar berührt. Britta sieht das und sagt: „Ich glaube, wir gehen mal kurz an die Luft.“ Ich gehe kurz zu meinem Auto, um mich zu sammeln. Anschließend verbringen wir noch einen Augenblick draußen und reden über andere Dinge. Britta zeigt uns noch Sprüche, die die Jugendlichen an die Wände geschrieben haben, bevor wir wieder hineingehen.
Abschließend übergeben wir Britta die mitgebrachten Spenden: einige Powerbanks und Naschbeutel, die der B.O.S.C. finanziert hat, „Der W“-T-Shirts aus unserem Lagerbestand, gebrauchte Rucksäcke, die wir unter unseren Mitgliedern gesammelt hatten, und Duschgelflaschen, die ich noch besorgt hatte. Kurz darauf verabschieden wir uns, da unsere Reise heute noch weitergeht, um noch an einer weiteren erfolgreichen Aktion ganz in der Nähe teilzunehmen.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.