„Wenn du wirklich willst“ – An einem Tag Ende Mai lese ich, Stevi, kurz nach dem Aufwachen die Nachricht, dass heute in Dortmund die monatliche „Licht der Hoffnung“-Aktion ansteht. Daran merke ich wieder, wie schnell die Zeit vorangeht, schließlich sehe ich die Gesichter, auf die ich mich heute freue, meist nur einmal im Monat. Und die Freude wird nochmal größer, wenn ein neues Gesicht dazustößt.
Dirk holt mich inklusive der von mir gesammelten Spenden ab und als wir am Treffpunkt ankommen, beladen wir direkt einen Bollerwagen. Ehe ich es mich versehe, sind auch Sina, Sandra, Albin, Patrick, Kevin, Chris, Volker und Heiko mit insgesamt 10 Wagen voller Speisen, Getränken und Kleidung startklar.
Jedes „Licht der Hoffnung“ hat sein eigenes Flair und dennoch wollen alle dasselbe: Die Welt, wie wir sie vorgefunden haben, etwas besser machen. Gut gelaunt steuern wir unsere ersten Punkte an. Der Start verläuft etwas ruppiger, fast schon aggressiv. Gemeint sind keine Aggressionen innerhalb des Teams, sondern es sind Bedürftige – womöglich auf einem Trip oder auf Entzug. Sie bringen eine regelrechte Gier mit und wollen immer mehr, obwohl sie schon wirklich gut ausgestattet sind. Diese Situationen erfordern, dass wir klare Grenzen ziehen. Das kommt zum Glück sehr selten vor. Das erfahrene Team ergänzt sich hier sehr gut und viele von uns wissen bereits damit umzugehen.
Sind unsere Bollerwagen in der Regel an dieser Stelle unserer Route bereits zur Hälfte geleert, haben unsere Gaben diesmal einen längeren Weg vor sich. Im Gegensatz zu vorherigen Aktionen sind heute auch kaum Bedürftige mit Gesprächsbedarf unterwegs. Dafür spielt das Wetter mit und es herrscht eine gute Stimmung innerhalb des Teams.
Eine feste und zumeist die letzte Station auf unserer Tour ist eine Einrichtung der Drogenhilfe. Wir sind noch nicht ganz da, schon schallen uns bereits Sätze wie „die Onkelz sind da“ oder „die Engel in Grün haben uns gefunden“ entgegen. Nach einer guten halben Stunde haben wir alle versorgt und laufen langsam zurück in Richtung Parkplatz. Auf unserem Weg werden wir hier und da von weiteren bedürftigen Menschen entdeckt und obwohl wir bereits am Ende unserer Aktion sind, können wir fast allen noch eine Kleinigkeit mitgeben.
Was uns dieses Mal auffällt, sind die ungewöhnlich vielen Fragen zu unserer Aktion, dazu, „wer wir sind und was wir tun“. Wir sehen auch das Glänzen in den Augen unbeteiligter Menschen, die vermutlich tagtäglich an den Bedürftigen vorbeigehen, vielleicht sogar mit dem Wunsch zu helfen – nur ohne zu wissen, wie. Sie kommen mit uns ins Gespräch, versprechen, sich später genauer zu informieren und stehen dem Böhse Onkelz Social Club sehr positiv gegenüber. Bei einigen bemerke ich, wie sie beim Namen „Böhse Onkelz“ große Augen bekommen und durch das Gespräch mit uns ihre bislang negative Einstellung zur Band noch einmal hinterfragen.
Auch mit einem Bedürftigen, der Zeitungen verkauft, komme ich ins Gespräch. Er fragt, ob es etwas Neues von den Onkelz gibt, doch bis auf die im Winter anstehende Tour fällt mir nichts ein. Häufig kommt die Frage auf, ob Kevin weiterhin clean sei und zum Glück gibts da nur eine klare Antwort: Ja! Man kann den Absprung schaffen – ganz nach dem Motto: „Wenn du wirklich willst“.
Auch diese heutige Aktion war wieder richtig und wichtig. Ich habe in den vergangenen Wochen einige Unterhaltungen zum Thema Obdachlosigkeit und Bedürftigkeit geführt. Viele wissen nicht, wie sie helfen können. Häufig fallen Aussagen wie jene, dass die Menschen doch einfach nur arbeiten gehen müssten. Oder dass sich der Staat bereits um die Menschen kümmere. Meine Antwort darauf ist stets die Gleiche: Jeder kann helfen, immer und überall. Mit Worten oder Taten. Man muss nicht auf den Staat warten.
Viel Zuspruch kommt von den Menschen in meinem Umfeld, die mir Kleidung mitgeben. Sie finden toll, was ich tue. Doch es ist nicht der Einzelne, der alles alleine macht, es sind alle zusammen, die dieses Projekt möglich machen. Von jung bis alt, ob dick oder dünn, egal wer und woher, alle sind willkommen!
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.