Nachdem ich, Stevi, mich heute mit einer beachtlichen Kleiderspende von Dirk habe einsammeln lassen, wird mir im Auto wieder bewusst: Es geht nach Dortmund, dem Ort meiner allerersten „Licht der Hoffnung“-Aktion. Dorthin, wo ich die eine oder andere warmherzige und bewusste Seele kennenlernen durfte. Je näher wir kommen, desto größer wird die Vorfreude, diese nach einer zweimonatigen Pause wiederzusehen.
Gleich ab dem ersten herzlichen Empfang mit einem Grinsen, das so groß ist, dass eine Banane quer in den Mund passen würde, ist das Gefühl wieder da, das Martin aus Berlin, ebenfalls Mitglied des B.O.S.C. – liebe Grüße an dieser Stelle – mir gegenüber in etwa so beschrieben hat: „… ja Stevi, ich weiß, von welchem Gefühl du da redest, diesen „La Familia“-Spirit spürt man bei manchen Menschen sehr schnell, gerade hier“.
Es ist der Tag vor der Bundestagswahl. Aber das ist in der Truppe überhaupt kein Thema und so können wir uns mit 12 Menschen, das sind Sandra, Sina, Heike, Heiko, Helge, Albin, Volker, Patrick, Chris, Christian, Dirk und ich, auf das fokussieren, was wirklich wichtig ist, nämlich die Menschen, die uns und euch brauchen. Wir machen uns auf den Weg mit sage und schreibe 9 fast überquellenden Bollerwagen.
Bei guter Laune und intensivem Austausch innerhalb der Gruppe bleibt natürlich auch der eine oder andere Scherz nicht aus, so dass wir uns aufmachen, um so manchen niedergeschlagenen Menschen wieder Hoffnung und das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. Durch den Austausch mit den Bedürftigen wird mir wieder bewusst, dass diese Menschen sich Monat für Monat auf die Engel in den grünen Westen freuen! Worte wie: „Die Onkelz sind klasse“, „Ihr seid echt super, dass Ihr uns nicht vergesst“ oder „Sowas Herzliches erlebt man kaum noch, schön, dass Ihr Euch immer wieder für uns auf den weiten Weg macht, ohne etwas zu bekommen oder zu erwarten…“ lassen mir mächtig die Tränen in die Augen schießen, auch mit Blick auf die anderen 11 Menschen, die nicht nur die Musik der Onkelz verbindet, sondern die auch etwas zurückgeben wollen, auch wenn es „nur“ warme Worte sind. Was die Bedürftigen nicht wissen: Auch sie geben uns dadurch etwas, und wir Ihnen.
Durch den Austausch von Albin mit einem Herrn bei einer anderen „Licht der Hoffnung“-Aktion in Hamm können wir gleich 20 Schlafsäcke verteilen, die besagter Herr dem B.O.S.C. gespendet hat. Diese sind im Nu vergriffen und sehr willkommen. Daneben gibt es auch wieder reichlich Kleidungsstücke, Utensilien wie zum Beispiel Hygieneartikel, Speisen und Getränke, die von den Bedürftigen mit großer Dankbarkeit entgegengenommen werden.
In der Innenstadt treffen wir auf eine Frau, die offensichtlich durstig und hungrig ist. Sie fragt uns, von welcher Organisation wir sind. Sie liest die Aufschrift auf unseren Westen und sagt laut: „Ach… vonne Onkelz, die sind doch gar nicht bö(h)se. Die sprechen doch wenigstens mal was an und sagen, was gesagt werden muss. Unverständlich, dass se so abgestempelt werden.“ Wir ziehen weiter und verabschieden uns, nachdem wir ihr einen Band-Schal überreicht haben. Mehr als nur Musik eben.
Dass die heimische Borussia heute Abend gegen Union Berlin spielt, nutzen ein paar Union-Fans, um sich mit uns auszutauschen, ob es denn zu einem Konzert der Onkelz ginge. Nach kurzem Smalltalk wissen die extra angereisten Auswärtsfans, dass die Engel in Zivil und grüner Weste auch im Osten der Republik unterwegs sind, was sehr positiv entgegengenommen wird. Man wolle ab jetzt Ausschau halten. Ich sag es ja: Musik, die verbindet.
Zum Abschluss suchen wir eine uns bekannte Drogenhilfeeinrichtung in der Nähe des Westentors auf und positionieren uns dort in einer Reihe. Wir erfahren, dass die Einrichtung inzwischen sogar einen zusätzlichen Platz für Bedürftige zur Verfügung stellen kann, damit diese sich dort zurückziehen können. Welch eine „win-win“ Situation für alle Beteiligten! Kaum haben wir den neuen Platz betreten, werden wir lieb „überfallen“ und können mit Kleidung, Speisen, warmen Worten und einem stets offenen Ohr für die Anwesenden da sein.
Wie wohl bei jeder „Licht der Hoffnung“-Aktion gibt es auch bei der heutigen eine kleine Geschichte am Rande: Bei einem Gespräch mit einem Passanten, der scheinbar eine unserer Gaben annehmen möchte, stellt sich heraus, dass er gar nicht bedürftig ist, sondern uns nur einen ironischen Streich spielen will. Aber durch friedliche und konstruktive Kommunikation nimmt das Ganze eine gute Wendung und wir bekommen Respekt dafür, dass wir das Wohl der Bedürftigen im Blick haben.
Neben altbekannten Gesichtern sind heute auch neue, uns bisher unbekannte Bedürftige dabei, die teilweise wirklich noch sehr jung sind, die aber dennoch etwas von dem Gesagten annehmen und sogar um Rat bitten.
Man mag gar nicht glauben, wie wenig es manchmal braucht, bis jemand vor Dankbarkeit zu weinen beginnt.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.