„Ich weiß, was mich erwartet, ich kenne dieses Bild“: Wir starten unsere Runde wie immer mit dem Beladen der Bollerwagen auf dem üblichen Parkplatz. Wir, Tanja, Heiko, Nancy, Holger, Henry, Micha mit Tochter Annabell, Bernd, Christopher und ich, Martin, haben tolles Wetter nach Berlin mitgebracht, nicht zu kalt und Sonnenschein. In der Tiefgarage treffen wir wie zuletzt niemanden an und beziehen unsere angestammte Position gegenüber dem Ostbahnhof. Während ich unserem neuen Teilnehmer Bernd noch ein paar Tipps mit an die Hand gebe, finden schon die ersten Bedürftigen ihren Weg zu uns. Die Bollerwagen sind gut bestückt und so können wir den meisten Menschen hier ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. Eines ist diesmal jedoch anders als sonst: der Strom der Bedürftigen scheint gar nicht abzureißen und so leert sich insbesondere der Wagen mit den Lebensmitteln sehr schnell. Kurz bevor wir weiterziehen, kommen zwei Personen auf uns zu und fragen, ob wir auch noch zur Brücke kommen, was wir bejahen, weil diese ohnehin auf unserer Route liegt. Allerdings müssen wir erstmal zurück zu den Autos, um nachzufüllen; das hatten wir so bisher noch nicht. Mit erneut voll bepackten Wagen entschließen wir uns dazu, die Runde um den Bahnhof dieses Mal andersherum zu drehen, damit wir als erstes an der Brücke stoppen können. Dort werden wir schon erwartet und statten die Bedürftigen mit allem Benötigten aus. Vor allem die Schuhe, die wir dieses Mal dabeihaben, führen zu großer Freude. Auf dem weiteren Weg um den Bahnhof können wir erfreut feststellen, dass die Bahnhofsmission offensichtlich wieder geöffnet ist. Das ist für diesen Bereich ungeheuer wichtig!

Nachdem wir die Runde beendet haben, füllen wir unsere Bestände nochmals auf, um nach einer kurzen Pause weiter zum Alexanderplatz zu fahren. Eine kleine Herausforderung hält die Bahn für uns parat: auf der S-Bahn-Strecke Ostbahnhof – Alexanderplatz finden Bauarbeiten statt, die eigentlich bis zum Dienstag der laufenden Woche abgeschlossen sein sollten. Diese verzögern sich jedoch und es fahren keine S-Bahnen, sodass wir auf den Regionalverkehr ausweichen müssen, der entsprechend hochfrequentiert und für Bollerwagen nicht sehr geeignet ist. Auf dem Hinweg haben wir jedoch Glück und erwischen einen Zug, der reichlich Platz bietet.

Am Alexanderplatz bietet sich das gleiche Bild wie immer. Menschen über Menschen, aber keine Blicke für die Bedürftigen. Wir aber schenken ihnen unser Gehör und was sie sonst noch benötigen. Auch hier sind wieder altbekannte Gesichter zugegen. Mittlerweile weiß man hin und wieder schon, womit man weiterhelfen kann und was aufgrund von Krankheiten z.B. nicht geht. Das Camp unter der Brücke an der Spree scheint inzwischen ein fester Wohnort geworden zu sein. Dort hat man sich sehr häuslich eingerichtet und stört sich nicht an den Touristen, die regelmäßig dort entlang gehen. Insgesamt sind am Alexanderplatz diesmal weniger Bedürftige wahrzunehmen, es ist aber leider nicht davon auszugehen, dass es weniger geworden sind. Wir machen uns auf den Rückweg. Auf dem Bahnsteig wird klar, dass es mit unseren doch recht sperrigen Bollerwagen diesmal nicht so einfach wird wie auf dem Hinweg, sodass wir uns verteilen müssen. Der einfahrende Zug ist bereits sehr gut gefüllt. Zum Glück finden wir dennoch alle irgendwie ein wenig Platz, um die eine Station zu fahren. Währenddessen kommt der Zugbegleiter vorbei und macht uns darauf aufmerksam, dass Lastentransporte eigentlich nicht erlaubt wären… nun ja, er belässt es bei dem Hinweis.

Zurück am Ostbahnhof verteilen wir noch die letzten Lebensmittel, bevor wir nach gut 6 Stunden und der Versorgung von ca. 55 bis 60 Bedürftigen zusammenpacken.

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