Kuchen und Bier gibt es hier natürlich ebenfalls, aber Lübeck ist die Stadt der sieben Türme und des Marzipans. Auch Obdachlosigkeit ist hier kein Einzelphänomen. Menschen, die ihren Träumen nach einem besseren Leben hinterherjagen, versuchen nach Skandinavien zu kommen. Deshalb sind in der Nähe der Kai-Häfen einige mittellose Menschen anzutreffen. Viele scheitern an den bürokratischen Hürden, um in die nordischen Länder legal einreisen zu dürfen oder gar eine Notunterkunft in Lübeck zu erhalten. Viele Bedürftige erzählen mir bei meiner Ein-Mann Tour durch die Stadt von den katastrophalen Zuständen in den Notunterkünften rund um Lübeck. Diese seien sehr verdreckt und man fühle sich nicht sicher.

Um diesen Menschen zumindest an einem kalten Tag wie diesem 22. Februar im Jahr 2024 ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern und das Leuchten eines Lichts der Hoffnung in den Augen zu erzeugen, mache ich mich auf dem Weg, um ein paar kleine Lunchtüten und Getränke zu verteilen. In den Tüten sind Toast, eine Scheibe Scheiblettenkäse, eine BiFi und ein Müsliriegel. Dazu gibt es eine Banane und eine kleine Flasche Apfelschorle.

Meine Route beginnt in der Sandstraße. Hier treffe ich auf einen Bedürftigen, der seit vier Jahren auf der Straße lebt. Durch Corona hat er seinen Job verloren und so dann seine Wohnung. Seitdem schlägt er sich auf der Straße durch und kämpft um sein Überleben. Was ein Virus alles anrichten kann, denke ich mir, während er mir aus seinem von Leid geplagten Leben erzählt. Erst der Job weg, dann kein Geld mehr für die Wohnungsmiete und schlussendlich das harte, kalte und trostlose Leben auf der Straße. Und das nun schon seit vier Jahren! Ein kleines Schaudern fährt mir über den Rücken, denn ich merke schnell: es könnte wirklich jeden treffen.

Ein paar Schritte weiter treffe ich auf jemanden, der – wie er selbst sagt – Kevin Russell in der Münsterland-Halle die Hand schütteln durfte. Auch er lebt auf der Straße und freut sich über das Lunchpaket und meine Solo-Aktion im Namen des B.O.S.C. e.V.

Die Onkelz und der Club sind also auch in Lübeck bei manch einem bekannt, denke ich und freue mich darüber, während ich weiterziehe.

Eine weitere Person unterhält sich mit mir über den VfB Lübeck sowie Hansa Rostock. Ist ein Verbleib in der Liga noch möglich? Er ärgert sich über die letzten Spielergebnisse, was ich nur allzu gut nachvollziehen kann.

Diese waren wirklich Mist und ein Verbleib in der Liga scheint für den VfB Lübeck immer unwahrscheinlicher. Wir fachsimpeln also über Fußball und merken: der kleine Ball aus Leder baut Brücken, denn gemeinsam darüber zu sprechen verbindet.

Nachdem die Sandstraße versorgt ist, gehe ich noch in die Königstraße. Dort sind ebenfalls ein paar wenige Bedürftige, die von mir versorgt werden können. Nach ein paar weiteren netten Gesprächen geht mein Vorrat jedoch zur Neige, so dass diese erste kleine LDH-Aktion in Lübeck mit vollem Erfolg und gutem Gefühl endet. Glückliche und sehr dankbare Gesichter formen diesen Tag. Ich hätte gern noch mehr Menschen geholfen – beispielsweise denen, die sich in der Bahnhofsgegend aufhalten. Doch leider habe ich keine Dinge mehr zum Verteilen, sodass ich Schluss mache. Ich denke, ich werde diese Aktion irgendwann wiederholen und ein paarzusätzliche Lunchtüten bei mir haben. Vielleicht gesellen sich weitere Mitglieder dazu, die ein Licht der Hoffnung in Lübeck entzünden möchten?

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich und https://mein.bosc.de an.