Hannover – seit 1875 Großstadt – zählt heute mit über 545.000 Einwohnern zu den 15 einwohnerreichsten Städten Deutschlands. Dem Bericht des Sozialausschusses der Stadt Hannover aus dem Jahr 2018 ist zu entnehmen, dass davon auszugehen ist, dass ca. 400 Menschen im Freien schlafen und davon ca. 30 % obdachlose Frauen sind. Insgesamt gelten 4.000 Personen als wohnungslos.



Hier also, in Hannover, wird DAS Licht der Hoffnung stattfinden, an dem Stephan sich beteiligt. Abends spielt er im Capitol an diesem Donnerstag Anfang August. Um 14 Uhr jedoch trifft er seine „Engel in Zivil“, die im Namen des B.O.S.C. „mindestens die Welt verändern“. Und heute eben in der Landeshauptstadt von Niedersachsen.



Die Crew, bestehend aus Woody, Jackie, Manuela, Chris, Heiko, Kevin, Tobias, Nicole, Markus, Jens und Anne, trifft sich gegen 13 Uhr im Parkhaus am Hannoveraner Hauptbahnhof. Das Team ist heute einmalig in seiner Zusammensetzung, da der überwiegende Teil der Mitglieder gleichermaßen Teil des Arbeitskreises Projektbetreuung ist. Dieser Arbeitskreis ist stets im Hintergrund aktiv, wenn es um (soziale) Projekte im Namen des B.O.S.C. geht. Darüber hinaus sind Ortskundige sowie „eingefleischte“ LdHler mit dabei. Die Anspannung steigt, je näher der Beginn der Aktion heranrückt. Die Neugier ist groß und jedes Mitglied fragt sich innerlich, wie es wohl werden wird, wenn Stephan mit um die Häuser zieht.



Woody und Jackie sind mit Stephan und BamBam auf dem Weg zum Hauptbahnhof, während der zweite Teil der Gruppe die Wagen sortiert und präpariert und sich ebenfalls in Richtung Bahnhof aufmacht. Auf dem Weg durch den Regen sehen wir den ersten Bedürftigen, er ist mit seinem Rollstuhl unterwegs in die trockene Bahnhofshalle. Stephan zögert nicht und bietet seine Hilfe an. Diese wird dankend angenommen und so schiebt Stephan den jungen Mann aus dem Regen. Da dieser bereits total durchnässt ist, helfen Stephan und BamBam ihm, sein T-Shirt auszuziehen.



BamBam ist schon im Begriff sein eigenes T-Shirt ausziehen, um es ihm zu geben – da kommt endlich der Rest der Gruppe mit den Bollerwagen um die Ecke und kann sodann mit Second-Hand Kleidung aushelfen.



Stephan begrüßt erstmal jedes Mitglied der Gruppe per Handschlag, wir geben ihm und BamBam jeweils ein Paar Handschuhe und die beiden fangen direkt an, den mit freiem Oberkörper in seinem Rollstuhl ausharrenden Bedürftigen mit trockenen Klamotten einzukleiden.



Weitere Bedürftige strömen in das Bahnhofsgebäude, da es draußen anfängt in Strömen zu regnen. Wir stellen uns in gewohnter Manier in einer Reihe auf und versorgen alle Personen, die etwas gebrauchen können. Einer benötigt einen Pulli. Er ist mega happy über den Memento-Hoodie, den wir ihm geben können. Andere freuen sich über Kaffee und eine kleine Flasche Wasser. Wiederum andere sind glücklich über die Hygieneartikel. Es ist gut – für mich zumindest -, dass direkt etwas zu tun ist und dass viele Personen irgendwie von uns versorgt werden wollen, sodass ich gar nicht mehr darüber nachdenke, dass Stephan tatsächlich zwei Wagen weiter steht und selbst blaue Einmalhandschuhe trägt und freundlich, zugewandt und offen jedem einzelnen begegnet, der etwas aus seinem Wagen benötigt. Nach kurzer Zeit entsteht also in dieser surrealen Wirklichkeit schnell eine Routine und die einzelnen Aufgaben sind schnell und automatisch verteilt.



Irgendwann ziehen wir weiter in Richtung eines anderen Ausgangs des Bahnhofs. Dort haben wir mehrere Menschen sitzen sehen, die wir nun aufsuchen wollen. Eine Frau kommt mit uns. Sie hat mitbekommen, dass eine Prominenz unter uns ist, aber sie kommt nicht auf den Namen. Am Ende der Aktion wird sich Stephan immer wieder mit ihr unterhalten, ihr ein Autogramm gegeben haben und ihr auch einige Ratschläge mit auf den Weg geben. Generell wird Stephan sich heute auch mit dem ein oder anderen bedürftigen Fan unterhalten, das ist für uns als B.O.S.C. schon immer eine besondere Situation, für ihn ist sie noch mal deutlich intensiver.



Vor dem Bahnhofsgebäude sind viele Leute, mit denen wir reden und die Kaffee und Nahrungsmittel benötigen. Eine Frau schläft im Sitzen und kriegt von dem ganzen Trubel nichts mit. Jens stellt ihr ein kleines Care-Paket hin – so vorsichtig, dass die nicht erschreckt. Stephan schnappt sich einen Bollerwagen, nachdem wir alle mit dem ausgestattet haben, was sie gebrauchen können, und wir gehen durch einen anderen Eingang wieder zurück ins Bahnhofsgebäude.



Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, das freut uns, da wir nun Kurs nehmen auf den Hinterausgang vom Bahnhof, mit dem Ziel, zum Stellwerk zu gehen. Dort ist der Treffpunkt der Hannoveraner Drogenszene. Auch dort sind Bedürftige, die wir heute mit dem Notwendigsten versorgen wollen.



Wir sind so in unser Projekt vertieft, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, dass wir grade mit einem Onkel durch Hannovers Bahnhofsecke ziehen, um mittellose Menschen etwas Gutes zu tun. Stephan ist total in der Aktion angekommen: er zieht den Bollerwagen, als sei es das Normalste auf der Welt. Er gibt die angefragten Artikel an die Bedürftigen, als hätte er im Leben nie was anderes gemacht. Er führt Gespräche und ist – wie mir scheint – mit voller Aufmerksamkeit und ganzem Herzen bei seinem Gegenüber.



Einmal kommen zwei Frauen vorbei. Ich höre nur „Ist er es? ER ist es!“. Sie fragen Stephan nach seinem Autogramm und einem Selfie. Beides gibt er gerne. Überraschenderweise wird es solche Anfragen heute nicht so oft geben, wie wir es erwartet haben.



Nachdem wir eine Weile am hinteren Ausgang des Bahnhofs die Leute versorgt und mit ihnen geredet haben, gehen wir zum Stellwerk. Dort stellen wir uns in einer Reihe mit dem Rücken zur Hauswand auf und warten, bis alle Personen, die etwas benötigen, an unseren Bollerwagen vorbei gegangen sind. Am Ende sind die Wagen nahezu vollständig leer und wir sind zufrieden. Stephan und BamBam agieren auch hier souverän. Zwischen zwei Frauen bahnt sich ein kleiner Streit um ein T-Shirt an. Stephan wirkt so beruhigend, aber dennoch bestimmt auf eine der beiden ein, sodass die Situation sich schnell klärt und am Ende alle das bekommen, was ihnen passt und sie gebrauchen können.



Unsere gemeinsame Zeit ist fast rum. Es wird bald 16 Uhr und Stephan muss nun weiter zum Capitol, wo er am Abend sein vorletztes Konzert der Tour (das Abschlusskonzert auf dem Wacken-Festival nicht mitgerechnet) spielen wird. Wir begeben uns mit unseren geleerten Wagen also auf den Bahnhofsvorplatz und erst da wird uns allen wieder schlagartig bewusst, dass die gerade beendete Aktion Licht der Hoffnung kein „gewöhnliches“ LdH gewesen ist. Die von unserem LdH Team als Social Supporter einverleibten Koryphäen Stephan und BamBam geben wir nun wieder frei – und wir stehen uns wieder gegenüber als Onkel Stephan/der W und sein Freund und Personenschützer BamBam und wir, die Fans und Mitglieder des B.O.S.C. Was gerade noch EINS war als Licht der Hoffnung – Trägerteam ist nun wieder EINS als La Familia.



Doch bevor sich unsere Wege an diesem Donnerstagnachmittag in Hannover wieder trennen, bleibt noch Zeit, über das gerade Erlebte und über die Wichtigkeit dieser sozialen Aktionen des Vereins zu reden und natürlich um den fulminanten Moment noch bildhaft festzuhalten.



An Hannover werden wir uns sicherlich noch in x Jahren zurückerinnern und eine Wohltat an Glücksgefühlen dabei erleben.



Wenn auch du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.