Bei den Onkelz lautet eine Zeile „Nonkonformität heißt unser Weg“, im dritten Reich bedeutete Nonkonformität den Tod. Juden, Sinti und Roma, politisch Andersgesinnte, Homosexuelle oder körperlich und geistig Behinderte – sie alle waren während des Nationalsozialismus von 1933-1945 den Gräueltaten des Unrechtsstaates schutzlos ausgeliefert. Allein die Schoah forderte 6 Millionen Opfer, eine unvorstellbare Anzahl Menschenleben. Eine abstrakte, eine unglaubliche Zahl.

Um begreifbar zu machen, dass hinter dieser Zahl Menschen und Einzelschicksale stehen, hat der Künstler Gunter Demnik die Aktion „Stolpersteine“ ins Leben gerufen. Bereits seit 1995 erinnern diese Steine inmitten des Bürgersteigs vor den ehemaligen Wohnorten der Opfer an ihr Schicksal: „Name, geboren, deportiert, ermordet“. „Hier wohnte Dr. Ernst Jacobson. JG. 1887. Inhaftiert. Deportiert 1942. Auschwitz. ???“ steht hier etwa, oder „Alfred Rosentreter. JG. 1934. Deportiert 1941. Lodz. 1942 Chelmo. Ermordet“. Wenn ihr an dieser Stelle eine Gänsehaut bekommt oder ihr beim Betrachten der Daten ein leichtes Unwohlsein in der Magengegend verspürt, ist das vollkommen in Ordnung. Und angebracht. Uns ging es auch so.

Das Reinigen der Stolpersteine ist ein aktiver Vorgang gegen das Vergessen. Erst wenn nicht mehr über jemanden gesprochen wird, ist jemand wirklich vergessen. Gleiches gilt für die Verbrechen des Nationalsozialismus. So lange über sie geschrieben wird, so lange ihr diese Zeilen lest, sind sie nicht vergessen. In einer Zeit, in der die Figur des „Hasstlers“ aktueller erscheint als 2004, ist es umso wichtiger, die Erinnerung an das Vergangene mahnend wachzuhalten. Sei es durch geschriebene oder gesprochene Worte, oder aber das Reinigen von Steinen, die die Menschen zum „Stolpern“, Vergegenwärtigen und Nachdenken bringen. Jeder kann seinen Beitrag leisten. Auch in deiner Stadt, womöglich sogar vor deiner Tür.

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